Arbeiten in Öl
Diesen Absatz beginne ich mit der Abbildung des Kartons. Einen Karton nennt man in der Wandmalerei eine formatgleiche Umrißzeichnung die man der schnelleren Arbeitsweise wegen punktiert und mit Kohle oder Kreide rasch auf den feuchten Putz übertragen kann.
Ich habe diesen Begriff entliehen und bezeichne damit eine große Gouache, häufig auf Packpapier, welches sehr dauerhaft ist, aber keine lange Arbeit mit Wasser verträgt. Sie ist dem Ölbild formatgleich und dient sozusagen als abschließende Studie. Ich befestige das Papier in dem ich es über den vorgesehenen Bildträger schlage und auf der Rückseite festklebe.
Das Ölbild
Einige Worte zum Bildträger. Es handelt sich um handelsübliche 6mm Hartfaserplatten welche geschliffen, geleimt, 4x von jeder Seite grundiert und erneut geschliffen werden. Sie sind sehr dauerhaft und werden seit ca. 100 Jahren mit der besten Haltbarkeit eingesetzt. Einer der ersten war Otto Dix. Sie sind allerdings sehr stoßempfindlich, insbesondere an den Kanten. Daher müssen sie nach dem Malen unbedingt gerahmt werden.
Die erste Abb. zeigt die Konstruktion des ersten Hintergrundes, des Fensterrahmens. Dies geschah der geometrischen Präzision halber mit Hilfe einer langen Stange und einer Reißschiene. Bild 2-4 zeigen die freihändige Anlage der Vasen, Bild 5 die nachträgliche Korrektur mit Hilfe der Reißschiene. Bild 6: Anlage des Hintergrundes, Bild 7- 11 Präzisierung und Festlegung mit Tusche. Im Bild 12 erkennt man die erste Farbschicht (Imprimitur), diesmal lichter Ocker. Bei diesem Bild habe ich mit den Weiß- und Grautönen des Hintergrundes begonnen. Ab 19 beginnt die Arbeit an den starken Bunttönen in den Vasen. Bild 23 : Beginn Farbanlage Landschaftshintergrund
Leider schließt die Reihe der "Botschafter" bei der Untermalung in Acryl. Um den vollständigen Prozeß zu zeigen wechsele ich zu einem anderen Bild. Es heißt:
Der Käpt'n grüßt die Nase
Diesmal kann ich mit der Aufnahme des Aufbaus beginnen. Hier kann man sehr gut erkennen, daß ich nicht fotografisch arbeite. Bild 2-5: Die Phasen der Zeichnung (s.o.), Bild 6: Rückseitensignatur - an diesem Tag erfolgt der Eintrag in das handschriftliche Werkverzeichnis. G für Güstrow, 6 für das 6. begonnene Bild, 16 für das Jahr. Bild 7: Imprimitur mit Siena, 8 und 9 Untermalung mit Acryl, 10 Korrektur der Zeichnung hier mit weißem wasserlöslichen Buntstift, 11 und 12 die ersten Ölschichten. 13 nach der Trocknung wiederum Korrektur,14 Beginn der Untermalung mit Eitempera.
EITEMPERA: Der heilige Gral der Schichtenmalerei: 1 Teil Ei, 1T Dammarfirnis und ein wenig Leinöl, 1 T Wasser. bei dieser Emulsion verbinden sich wäßrige und ölige Bestandteile, was eigentlich nicht möglich ist, aber das Ei macht es. Dieses Bindemittel trocknet sehr rasch und ermöglicht einen sehr körperreichen Farbauftrag. Ich benutze sie um den "Lichtkörper" des Bildes auszuarbeiten.
15 Abschluß der Eitemperauntermalung, dabei bin ich bewußt nicht zu pingelig. 16 Beginn der zweiten Ölschicht( nachdem alles vorhergehende gut getrocknet ist, mindestens 14 Tage). 17-18 Öl, 19 Korrektur 20 Verdichtung mit Öl. 21 fertig- das abgeschlossene Bild wird auf der Vorderseite signiert hier unten rechts. Nachdem es wiederum mindestens ein halbes Jahr getrocknet ist kann es einen Schlußfirnis bekommen.
Schlußfirnis: Ein lackartiger Überzug, der der Farbe eine gleichmäßige Oberfläche und eine größere Farbtiefe verleiht. Außerdem schützt er die Oberfläche. Er wirkt allerdings, besonders bei dunklen Bildern wie ein Spiegel, so das eine reflexionsfreie Reproduktion sehr schwierig wird.